„Ein Traum wird Realität“ / GNZ vom 25.01.2020
Die Renovierung des Wächtersbacher Schlosses ist so gut wie abgeschlossen. Ende Februar zieht die Verwaltung um. Offizielle Eröffnung mit Bürgerfest im August geplant.
Wächtersbach (dan). Keine drei Jahre ist es her, dass der damalige Landrat Erich Pipa die Baugenehmigung für die Renovierung des Wächtersbacher Schlosses an Bürgermeister Andreas Weiher übergeben hat. Nun sind die umfangreichen Arbeiten weitestgehend abgeschlossen, Ende Februar sollen die ersten Verwaltungsmitarbeiter vom Rathaus ins Schloss umziehen. Die offizielle Wiedereröffnung wollen die Verantwortlichen dann im August mit einem großen Bürgerfest feiern. Schon jetzt sagt Bürgermeister Weiher angesichts der historischen Wiederbelebung des Schlosses: „Ein Traum wird Realität“.
Weihers Lobgesang kommt nicht von ungefähr: Jahrzehntelang stand das Schloss leer und war dem Verfall preisgegeben. Kaum jemand in Wächtersbach glaubte daran, dass das einstige Wahrzeichen tatsächlich noch einmal in neuem Glanz erstrahlen könnte. Nun aber ist genau das geschehen. Seit einigen Wochen sind die Gerüste abgebaut, lediglich einige Arbeiten im Inneren stehen noch an. Die IT-Systeme müssen eingerichtet und angeschlossen, die Möbel aufgebaut werden. Hinzu kommen Restarbeiten an der historischen Treppe und den Flurfenstern. Ab dem 28. Februar sollen dann sukzessive die ersten Mitarbeiter der Stadtverwaltung in ihre neuen Büros im renovierten Schloss einziehen.
Anders als viele andere Bauprojekte ist die Renovierung des Wächtersbacher Schlosses konsequent im Zeitplan geblieben. Zwei Jahre dauerte es, das historische Gebäude Schritt für Schritt zu entkernen, von der Übergabe der Baugenehmigung bis zur offiziellen Eröffnung werden insgesamt lediglich dreieinhalb Jahre vergangen sein: „Baurechtlich betrachtet beträgt die Bauzeit drei Jahre, was ich angesichts des jämmerlichen Ausgangszustands, der großen Komplexität der Aufgabenstellung, der vielen übergeordneten Fachdisziplinen wie Denkmalschutz, Brandschutz, Statik sowie des Fachkräftemangels und der angespannten Lage im Handwerksbereich für sensationell halte“, sagt Bürgermeister Weiher.
Und auch die Kosten für das Jahrhundertprojekt bewegen sich in einem relativ überschaubaren Rahmen für die Stadt. Zwar wird die Renovierung insgesamt mit rund 12 Millionen Euro veranschlagt, rund ein Drittel davon wird aber durch Fördermittel gedeckt. Hinzu kommt: Auch das heutige Rathaus in der Main-Kinzig-Straße ist in die Jahre gekommen, eine Sanierung wäre auf absehbare Zeit ebenfalls notwendig geworden. Die Kosten dafür hätten sich, laut Weiher, auf rund 4 Millionen Euro belaufen. Diese Mittel konnte die Stadt nun komplett in die Schlossrenovierung stecken. Die historisch niedrige Zinssituation hat der Stadt freilich ebenfalls geholfen, das Projekt umzusetzen.
Während die Stadtverwaltung komplett in die neuen Räume zieht, wird die Messe GmbH wegen der Nähe zum benachbarten Messegelände in Büroräumen des Bürgerhauses bleiben. Das frei werdende Rathaus geht dann an die Globus SB-Warenhaus Holding GmbH & Co. KG. Der entsprechende Kaufvertrag war bereits mit dem Kauf des Schlosses durch die Stadt geschlossen worden.
Wie wichtig die Renovierung und Wiederbelebung des Schlosses für die Stadt ist, betont Bürgermeister Andreas Weiher im Gespräch mit der GNZ: „Die Rettung des Schlosses, das im 12. Jahrhundert als Jagd- und Schutzburg von Kaiser Barbarossa die Geburtsstätte von Wächtersbach war, Kriege, Seuchen und einen Brand, 1939, überstanden hat, ist von historischer Bedeutung für die Stadt. Die Bürger von Wächtersbach schreiben mit der Renovierung des Schlosses Stadtgeschichte.“ Und der Rathauschef macht auch keinen Hehl daraus, wie viel ihm persönlich dieses Projekt bedeutet: „Bereits bei meinem Amtsantritt als hauptamtlicher Erster Stadtrat habe ich das überaus große Interesse der Bevölkerung am Schloss wahrgenommen. Als gebürtiger Wächtersbacher, der seine halbe Kindheit im Schlossgarten verbracht hat, kümmerte ich mich mit aller Kraft um das Projekt und erkundigte mich im Vorfeld nach den Ursachen für Fehlplanungen öffentlicher Projekte. Der Moment, in dem mich dann ein Globus-Mitarbeiter anrief und sagte, dass das Schloss gekauft wurde, ist bei mir so emotional verankert wie die Nachricht von den Terroranschlägen am 11. September 2001. Das sagt alles“, meint Weiher.
Aber der Rathauschef räumt ebenso ein, dass ein solches Projekt auch eine immense Herausforderung ist: „Der Zeitaufwand ist unermesslich, da man sich auch permanent in der Freizeit damit befasst. So ein Projekt kann nach meiner bisherigen Erfahrung zeitlich und finanziell nur erfolgreich zu Ende gebracht werden, wenn man es zur absolut persönlichen Chefsache macht. Aber wie überall – man ist nur so gut wie sein Team. Meine Verwaltungsmitarbeiter und das Architektenteam, nahezu alle Fachingenieure und Baufirmen, besonders deren Poliere sowie die Genehmigungsbehörden haben im Ergebnis erstklassig zusammengearbeitet.“ Ganz wichtig sei zudem eine klare politische Linie im Stadtparlament. Ohne politische Einheit könne ein solches Projekt nicht mit diesem Ergebnis umgesetzt werden.
Schon jetzt habe die Schlossrenovierung positive Effekte für die gesamte Altstadt gehabt. So berichtet der Rathauschef von einigen Geschäftsansiedlungen sowie einem deutlich regeren Interesse an Immobilien. „Nicht zu vergessen die Folge-Effekte, nämlich die Stadtumbaumaßnahmen im Umfeld, der Marstall, die Rentkammer, Nebengebäude und das Brauereigelände werden neuen Nutzungen zugeführt. Im Ergebnis ist das Ganze ein Traum, der zur Realität wird“, sagt Weiher.
Gefeiert werden soll der real gewordene Wächtersbacher Traum vom 21. bis 23. August mit einem großen Bürgerfest. Dann wird das renovierte Schloss auch offiziell eröffnet werden.